Vuzix VR920 - meine Eindrücke
Posted: Mon Aug 11, 2008 2:10 am
Hi all,
nachdem ich von LukePC1 gebeten wurde, meine Erfahrungen (Testbericht würde ich das ganze noch nicht nennen ) mit der Brille im Forum zu posten, mache ich das gerne (ohne Eure Hilfe würde ich wahrscheinlich heute noch Strippen löten... ).
Ein paar Worte vorweg. Erstens: meine Eindrücke beruhen auf der Erfahrung mit einer selbst reparierten, gebrauchten Brille der ersten Baureihe, die noch mit dem "ICUITI"-Label versehen ist. Ich kann Euch keine genauen Angaben darüber machen, welche meiner Kritikpunkte vom Defekt oder von meiner Reparatur verursacht wurden, außerdem weiß ich natürlich nicht, wie die Vorbesitzer (mindestens 2) mit der Brille umgegangen sind. Zweitens: es handelt sich hier nicht um einen wissenschaftliche Studie, sondern um meine persönlichen Eindrücke. Also nicht gleich losrennen und kaufen und dann hinterher "Der Onkel Xeno hat aber geschrieben, das ist alles ganz toll, und ich finde das jetzt aber gar nicht so toll, buuh-huuh-huuh-hääähh!" posten, ok?
Ich fange mal mit den Kritikpunkten an:
1.) vergeßt die "Leinwand-auf-drei-Meter"-Geschichte. Im Prinzip ist das Teil ein 15- bis maximal 17-Zoll-TFT zum aufsetzen (wer wie ich schon als Kind in den Fernseher gekrochen ist, wird etwas enttäuscht sein). Durch die begrenzte natürliche Auflösung von 640*480er sind Instrumente bei Flugsims nicht eben gut abzulesen, weit entfernte Gegner in Shootern auszumachen, wird manchmal zum Glücksspiel (Anhänger der vuzix-PR-Abteilung oder der "It's not a bug - it's a feature"-Fraktion würden jetzt vielleicht entgegnen, daß dieser Effekt zur Spannung und/oder Atmosphäre beiträgt... . Bei höheren Auflösungen stellt die Brille eben nur einen Ausschnitt des Desktops oder Spielebildschirms dar, der dann mit Maus oder Headtracking verschoben werden kann.
2.) Der Tragekomfort ist so lala. An das Gewicht gewöhnt man sich. Lästig ist die Schnur, mit der man das Gerät am Kopf befestigen muß. Man muß schon etwas fummeln, bis man die Bügel der VR920, die der eigenen Brille, die Schnur und das Kabel hinter dem Ohr untergebracht hat. Das Kabel könnte überhaupt länger sein (ok, meins ist durch die Reparatur noch mal 10 cm kürzer geworden). Je nachdem, wo Ihr Euren Rechner stehen habt, ist die Verbindung zur virtuellen Realität schon recht kurz... Die Ohrhörer sind von der Soundqualität her ok, aber nicht sonderlich bequem. Eigentlich habe ich die nie dran. Für Brillenträger kann es mit der Nasenstütze (ich hab noch das alte Modell) Probleme geben. Die Nasenstütze herauszuziehen und umzudrehen hilft. Erstaunlicherweise hat der dann leicht veränderte Abstand zum Auge keinen Einfluß auf die Bildgröße). Inzwischen hat der Hersteller reagiert und die aktuellen Modelle mit einer neuen, einstellbaren Nasenstütze ausgestattet - keine Ahnung, ob die nun besser für Brillenträger geeignet ist oder nicht.
3.) der "Immersion Shield" ist für meinen (eher schmalen) Kopf zu groß und läßt immer noch Licht durch. Überhaupt: Licht. Das Linsensystem ist nicht entspiegelt, dadurch reflektiert seitlich einfallendes Licht in der Abdeckscheibe. Brillenträger wissen, was ich meine. Außerdem entstehen dadurch manchmal rote und blaue "Geisterbilder" (etwa so, wie wenn man eine Kamera schräg gegen die Sonne hält - besonders gut zu sehen bei heller Schrift vor schwarzem Hintergrund). Obendrein sieht man jedes Staubkorn im Linsensystem (das dürfte an meiner Reparatur im garantiert nicht staubfreien Schlafzimmerlabor liegen ). Länger als eine Stunde am Stück hatte ich das Teil noch nie auf, auch, weil es mit der Zeit verdammt warm wird.
4.) Das Headtracking ist noch stark verbesserungsbedürftig. Die Magnetsensoren lassen sich von Netzteil, Monitor usw. leicht ablenken, manchmal zittert oder springt die ganze Sache derart, daß es mehr frustriert als nutzt. Mit dem GlovePIE-Script von Carl Kenner (einem Steuerungsprogramm für beliebige Eingabegeräte) geht es etwas besser. Es funktioniert halt, ist aber von der Qualität nicht mit TrackIR oder freetrack zu vergleichen (alleine schon deshalb, weil es nur drei Freiheitsgrade unterstützt).
So, jetzt das positive (und durch und durch subjektive ):
1.) Die Verbindung zwischen Stereo-3D und Headtracking ROCKT !!! Bei IL-2 in stereo durch das Revi gucken zu können und beim Kopfdreh nach rechts die Flügelspitze oder das Bodenziel sehen zu können, ist schon ziemlich genial. Und Crysis in Stereo ist 'ne echte Offenbarung. Wer fliegt, fährt oder auf irgendwas schießt, hat viel Spaß damit.
2.) Die Liste der unterstützten Spiele wird immer länger. Ich habe auch schon einige Spiele, die nicht auf der Liste stehen, getestet. Manche laufen, andere nicht.
3.) Der Support ist echt ok. Obwohl ich die Brille nicht neu gekauft habe, haben die mir jede Frage geduldig und ausführlich beantwortet. Das gleiche gilt für die community im offiziellen Forum - klein, aber fein.
Zum Vergleich mit der ELSA Revelator (die ich vor einiger Zeit noch benutzt habe): Die Geisterbilder sind eher unauffällig im Hintergrund, sie flimmern nicht so plötzlich auf wie bei der Shutterbrille. Man gewöhnt sich dran. Die Brille ist schwerer als die Revelator, aber noch erträglich. Das "mittendrin"-Erlebnis ist -alleine dadurch, daß sich ein Stereobild beim Kopfdrehen mitbewegt- um ein vielfaches intensiver. Stereo-3D und Tracking werden nicht über die Systemsteuerung, sondern direkt im Spiel mit Strg+F7 oder Strg+F8 eingeschaltet, die Software erkennt die meisten installierten Spiele automatisch und kopiert die notwendigen Treiber in das Spieleverzeichnis.
Zum Fazit:
Im Prinzip ist die VR920 so etwas wie eine Ente: sie kann laufen, schwimmen und fliegen - aber es gibt immer wen, der besser laufen oder besser schwimmen oder besser fliegen kann. Mit einer Kombi aus DLP-Beamern, Teufel E und TrackIR kann man dieses Produkt weder qualitativ und preislich vergleichen. Eventuell wäre eine Kombi aus Z800 (bessere Auflösung) und TrackIR (besseres Tracking) noch eine Alternative.
Hätte ich $ 400 für die Brille ausgegeben, ohne sie vorher gesehen zu haben? - Wahrscheinlich nein. Hätte ich sie nach eine Vorführung gekauft? - Auf jeden Fall! Die Verbindung von Tracking und Stereo wäre mir auch den Neupreis wert gewesen.
Ob sich der Kauf für Euch lohnt? - kommt darauf an, was Ihr erwartet. Ihr bekommt ein Produkt, das noch vor 5 Jahren für den Heimbereich absolut undenkbar (und vor allem: unbezahlbar) war, zum Preis einer Oberklassegrafikkarte. Dafür müßt Ihr halt die Abstriche machen, die ich oben aufgelistet habe. Wer wie ich gerne experimentiert und zugunsten der dritten Dimension auf etwas Bildschirmgröße und Auflösung verzichten kann, ist damit gut bedient. Nur zum Vergleich: Die Videobrille von Pearl kostet ähnlich viel und hat kein Stereo-3D. Im Zweifelsfall ladet Euch die deutsche Gebrauchsanleitung runter oder wenn Ihr wissen wollt, ob ein bestimmtes Spiel unterstützt wird, schaut mal ins offizielle Forum, dort werden auch die Kritikpunkte (Probleme beim Firmwareupdate, Tracking etc) recht offen diskutiert.
Anregungen und Kritik nehme ich gerne entgegen (außer "Der Onkel Xeno hat aber..." ) - vielleicht kann ja jemand, der das neue Modell hat, seine Erfahrungen in puncto Nasenstütze oder Geisterbilder hier beitragen.
Grüße,
Xeno
nachdem ich von LukePC1 gebeten wurde, meine Erfahrungen (Testbericht würde ich das ganze noch nicht nennen ) mit der Brille im Forum zu posten, mache ich das gerne (ohne Eure Hilfe würde ich wahrscheinlich heute noch Strippen löten... ).
Ein paar Worte vorweg. Erstens: meine Eindrücke beruhen auf der Erfahrung mit einer selbst reparierten, gebrauchten Brille der ersten Baureihe, die noch mit dem "ICUITI"-Label versehen ist. Ich kann Euch keine genauen Angaben darüber machen, welche meiner Kritikpunkte vom Defekt oder von meiner Reparatur verursacht wurden, außerdem weiß ich natürlich nicht, wie die Vorbesitzer (mindestens 2) mit der Brille umgegangen sind. Zweitens: es handelt sich hier nicht um einen wissenschaftliche Studie, sondern um meine persönlichen Eindrücke. Also nicht gleich losrennen und kaufen und dann hinterher "Der Onkel Xeno hat aber geschrieben, das ist alles ganz toll, und ich finde das jetzt aber gar nicht so toll, buuh-huuh-huuh-hääähh!" posten, ok?
Ich fange mal mit den Kritikpunkten an:
1.) vergeßt die "Leinwand-auf-drei-Meter"-Geschichte. Im Prinzip ist das Teil ein 15- bis maximal 17-Zoll-TFT zum aufsetzen (wer wie ich schon als Kind in den Fernseher gekrochen ist, wird etwas enttäuscht sein). Durch die begrenzte natürliche Auflösung von 640*480er sind Instrumente bei Flugsims nicht eben gut abzulesen, weit entfernte Gegner in Shootern auszumachen, wird manchmal zum Glücksspiel (Anhänger der vuzix-PR-Abteilung oder der "It's not a bug - it's a feature"-Fraktion würden jetzt vielleicht entgegnen, daß dieser Effekt zur Spannung und/oder Atmosphäre beiträgt... . Bei höheren Auflösungen stellt die Brille eben nur einen Ausschnitt des Desktops oder Spielebildschirms dar, der dann mit Maus oder Headtracking verschoben werden kann.
2.) Der Tragekomfort ist so lala. An das Gewicht gewöhnt man sich. Lästig ist die Schnur, mit der man das Gerät am Kopf befestigen muß. Man muß schon etwas fummeln, bis man die Bügel der VR920, die der eigenen Brille, die Schnur und das Kabel hinter dem Ohr untergebracht hat. Das Kabel könnte überhaupt länger sein (ok, meins ist durch die Reparatur noch mal 10 cm kürzer geworden). Je nachdem, wo Ihr Euren Rechner stehen habt, ist die Verbindung zur virtuellen Realität schon recht kurz... Die Ohrhörer sind von der Soundqualität her ok, aber nicht sonderlich bequem. Eigentlich habe ich die nie dran. Für Brillenträger kann es mit der Nasenstütze (ich hab noch das alte Modell) Probleme geben. Die Nasenstütze herauszuziehen und umzudrehen hilft. Erstaunlicherweise hat der dann leicht veränderte Abstand zum Auge keinen Einfluß auf die Bildgröße). Inzwischen hat der Hersteller reagiert und die aktuellen Modelle mit einer neuen, einstellbaren Nasenstütze ausgestattet - keine Ahnung, ob die nun besser für Brillenträger geeignet ist oder nicht.
3.) der "Immersion Shield" ist für meinen (eher schmalen) Kopf zu groß und läßt immer noch Licht durch. Überhaupt: Licht. Das Linsensystem ist nicht entspiegelt, dadurch reflektiert seitlich einfallendes Licht in der Abdeckscheibe. Brillenträger wissen, was ich meine. Außerdem entstehen dadurch manchmal rote und blaue "Geisterbilder" (etwa so, wie wenn man eine Kamera schräg gegen die Sonne hält - besonders gut zu sehen bei heller Schrift vor schwarzem Hintergrund). Obendrein sieht man jedes Staubkorn im Linsensystem (das dürfte an meiner Reparatur im garantiert nicht staubfreien Schlafzimmerlabor liegen ). Länger als eine Stunde am Stück hatte ich das Teil noch nie auf, auch, weil es mit der Zeit verdammt warm wird.
4.) Das Headtracking ist noch stark verbesserungsbedürftig. Die Magnetsensoren lassen sich von Netzteil, Monitor usw. leicht ablenken, manchmal zittert oder springt die ganze Sache derart, daß es mehr frustriert als nutzt. Mit dem GlovePIE-Script von Carl Kenner (einem Steuerungsprogramm für beliebige Eingabegeräte) geht es etwas besser. Es funktioniert halt, ist aber von der Qualität nicht mit TrackIR oder freetrack zu vergleichen (alleine schon deshalb, weil es nur drei Freiheitsgrade unterstützt).
So, jetzt das positive (und durch und durch subjektive ):
1.) Die Verbindung zwischen Stereo-3D und Headtracking ROCKT !!! Bei IL-2 in stereo durch das Revi gucken zu können und beim Kopfdreh nach rechts die Flügelspitze oder das Bodenziel sehen zu können, ist schon ziemlich genial. Und Crysis in Stereo ist 'ne echte Offenbarung. Wer fliegt, fährt oder auf irgendwas schießt, hat viel Spaß damit.
2.) Die Liste der unterstützten Spiele wird immer länger. Ich habe auch schon einige Spiele, die nicht auf der Liste stehen, getestet. Manche laufen, andere nicht.
3.) Der Support ist echt ok. Obwohl ich die Brille nicht neu gekauft habe, haben die mir jede Frage geduldig und ausführlich beantwortet. Das gleiche gilt für die community im offiziellen Forum - klein, aber fein.
Zum Vergleich mit der ELSA Revelator (die ich vor einiger Zeit noch benutzt habe): Die Geisterbilder sind eher unauffällig im Hintergrund, sie flimmern nicht so plötzlich auf wie bei der Shutterbrille. Man gewöhnt sich dran. Die Brille ist schwerer als die Revelator, aber noch erträglich. Das "mittendrin"-Erlebnis ist -alleine dadurch, daß sich ein Stereobild beim Kopfdrehen mitbewegt- um ein vielfaches intensiver. Stereo-3D und Tracking werden nicht über die Systemsteuerung, sondern direkt im Spiel mit Strg+F7 oder Strg+F8 eingeschaltet, die Software erkennt die meisten installierten Spiele automatisch und kopiert die notwendigen Treiber in das Spieleverzeichnis.
Zum Fazit:
Im Prinzip ist die VR920 so etwas wie eine Ente: sie kann laufen, schwimmen und fliegen - aber es gibt immer wen, der besser laufen oder besser schwimmen oder besser fliegen kann. Mit einer Kombi aus DLP-Beamern, Teufel E und TrackIR kann man dieses Produkt weder qualitativ und preislich vergleichen. Eventuell wäre eine Kombi aus Z800 (bessere Auflösung) und TrackIR (besseres Tracking) noch eine Alternative.
Hätte ich $ 400 für die Brille ausgegeben, ohne sie vorher gesehen zu haben? - Wahrscheinlich nein. Hätte ich sie nach eine Vorführung gekauft? - Auf jeden Fall! Die Verbindung von Tracking und Stereo wäre mir auch den Neupreis wert gewesen.
Ob sich der Kauf für Euch lohnt? - kommt darauf an, was Ihr erwartet. Ihr bekommt ein Produkt, das noch vor 5 Jahren für den Heimbereich absolut undenkbar (und vor allem: unbezahlbar) war, zum Preis einer Oberklassegrafikkarte. Dafür müßt Ihr halt die Abstriche machen, die ich oben aufgelistet habe. Wer wie ich gerne experimentiert und zugunsten der dritten Dimension auf etwas Bildschirmgröße und Auflösung verzichten kann, ist damit gut bedient. Nur zum Vergleich: Die Videobrille von Pearl kostet ähnlich viel und hat kein Stereo-3D. Im Zweifelsfall ladet Euch die deutsche Gebrauchsanleitung runter oder wenn Ihr wissen wollt, ob ein bestimmtes Spiel unterstützt wird, schaut mal ins offizielle Forum, dort werden auch die Kritikpunkte (Probleme beim Firmwareupdate, Tracking etc) recht offen diskutiert.
Anregungen und Kritik nehme ich gerne entgegen (außer "Der Onkel Xeno hat aber..." ) - vielleicht kann ja jemand, der das neue Modell hat, seine Erfahrungen in puncto Nasenstütze oder Geisterbilder hier beitragen.
Grüße,
Xeno